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Taste kommt vom Tasten

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Collage/Mischtechnik Frank Milautzcki 2008

Collage/Mischtechnik Frank Milautzcki 2008

Manchmal suche ich alte Platten im Netz und finde vieles von dem, was für mich einmal bedeutungsvoll war oder noch immer ist, kaum gefeatured. Das liegt oft daran, daß ich seit vielen Jahren gerne Musik höre, die sich randständig bewegt. Andererseits aber auch daran, daß es fast ein Zuviel gibt – ein Zuviel an Erscheinung und ein Zuviel an Behauptung und viele Dinge, die gut sind, einfach unbekannt sind und bleiben. Man muß sich hindurchtasten und herausfinden, was denn nun zu einem passt. Entdecken! Das ist etwas, was man im Internet mehr denn je kann – und man kann selbst Entdecktes präsentieren und zu mehr Beachtung verhelfen.

Dieser Blog soll Lust machen auf musikalische Entdeckungungen und gleichzeitig Niederschlag sein von individuellen Hörgewohnheiten, die sich bei mir vom Easy Listening bis zum Chanson, vom Krautrock bis zu obskuren Independents spannen. „The more different kind of music you can hear with pleasure – the more persons you can understand and have in you“ hat mir ein Freund aus Marokko einmal gesagt. Genau:  umso bunter ist  das eigene Leben und das Seelenleben. Wir lagen auf einem Stapel Matratzen in einer Schachtel als Zimmer und hörten Georges Moustaki (ich habe es dort gelernt George Moustaki so zu hören, daß ich ihn liebe) und The Cure.

Also gibt es Musik, Platten, CDs, MCs auf dieser Seite und manchmal einen aktuellen Kommentar oder aber auch Zitate aus alten Reviews, die ich seinerzeit für Fanzines zu dieser Musik schrieb. Musik querbeet, die es wert ist nicht ungehört zu bleiben, wahrgenommen zu sein als Geste und Ausdruck, als Versuch und Irrtum, als Moment der besonderen Struktur.

Als ich im Frühjahr in Berlin war, besuchte ich durch Zufall zusammen mit meiner Liebsten die Installation „The Murder of Crows“ von Janet Cardiff und George Bures Miller. Ein tolles, unvergeßliches  Hör-Ereignis. Ein großer Raum angefüllt mit genau plazierten Lautsprechern und in der Mitte Sitzreihen für die Zuhörer. Das Surround-System ist gut ausbalanciert, die Geräusche sind in den Raum gestaffelt, Raben durchqueren ihn fliegend, folkloristisch-klassische Chöre wechseln mit Velvet Underground-Psychedelia. Die Installation ist ein poetisches event. Hier ein kleiner Video-Ausschnitt aus dem Aufbau in Sydney (die Lüsterklemmen an den Zuleitungen des Riesen-Megaphons auf dem Tisch waren in Berlin nicht mehr zu sehen).

Vor allem auch die Art, wie Janets Stimme aus dem zentral plazierten Megaphon Traumsequenzen in den Raum spricht, hat mich lange Zeit nicht losgelassen, sodaß ich beschloß mich an eigene Musik für eigene Dichter-Lesungen zu getrauen, indem ich aus alten Bändern meiner Bands Sound-Collagen basteln wollte. Ich ging das sehr spielerisch an und entdeckte dabei den PC als Instrument. Die alten Bänder waren schnell vergessen und etwas völlig Neues entstand. Unter anderem als ein improvisiertes  Resultat ein Podcast, der unter dem Titel „Brückenstücke“ auf http://www.fixpoetry.com zu hören ist.

Leider nicht mit eigenen Texten, aber mit teils sehr interessanten Texten internationaler Poesie. Das ganze hat soviel Spaß gemacht, daß mittlerweile einige Stunden elektronischer Musik entstanden sind, von denen Teile immer wieder ins Netz finden. Unlängst erschien bei Vaatican Records das mp3-Album „Kraut und Granulat“.

Viel Spaß beim Entdecken von Musik.

Frank Milautzcki, 05/09/09

Written by kapuzimann

September 4, 2009 at 6:37 pm