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Immer weiter rocken – ein ausgemusterter Rocksong rockt doch

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David Essex – Rock On 7” CBS 1973

Ein alter Mann, eine Mischung aus Anthony Hopkins und Peter Gabriel, steht auf der Bühne und singt bunte Lieder. Aber irgendwie ist das genauso unpeinlich, wie bei den Genannten. David Essex ist auch heute noch singend unterwegs und ist würdig gealtert, was man von den meisten Teeniestars der Siebziger nicht behaupten kann. Und niemand geringeres als die Smashing Pumpkins haben ihm bis in die Jetztzeit psychedelische Weihen gesichert, indem Billy Corgan den Essex-Song „Rock On“ nutzt, um den Wunsch, weiterzurocken bis das Universum mit Musik erfüllt ist, ins Publikum zu nölen. So sehr ich die Pumpkins schätze, an die klare Weite des Originals kommen sie nicht ran, ein bißchen tänzerisches Fieber der Drums, ein punktierter Bass und ein wenig schrille Gitarre reichen nicht aus um das düster pulsierende, archaisch aus dunklen Trommeln geborene und sich allmählich und kriechend wie eine flackernde Temperatur im Körper ausbreitende Stück von 1973 an Intensität zu erreichen.

David Essex schrieb dieses Lied, aber seinen unverwechselbaren ins psychedelische wandernden Sound erhielt es durch den Produzenten Jeff Wayne, der kurz zuvor auf dem ebenso leicht psychedelisch behauchten Album „Queues“ des niederländischen Softrock-Duos Vigrass & Osborne mitgewirkt hatte (Teile davon sollten einige Jahre später auf Jeff Waynes Soloplatte „The War of the Worlds“ wieder auftauchen). David dachte den Song als Teil der Filmmusik zu „That’ll be the Day“ wo er als Schauspieler überzeugend an der Seite von Ringo Starr, John Hawken, Billy Fury und Keith Moon spielt, das wurde aber abgelehnt, statt dessen singt Billy Fury sehr furios in ein rückkoppelndes Mikro „Long live Rock!“ (ein ebenso wunderbarer Rock’n Roll Song übrigens, den Keith Moon bis zu den Who weitertrug, die später eine Coverversion aufnahmen).

„Rock on“ wurde dann ein Hit auch ohne den Film und wenn man sich den Clip anschaut, weiß man sofort warum. Es gibt eine laszive Animalität darin, eine hautnahe Anwesenheit und ein unaufdringliches, attraktives Spiel mit Begierde und Lust.

Für mich war der Song bei Erscheinen eine Offenbarung. Ich hörte ihn das erste mal im Radio im WDR. Da es in Bayern keine brauchbare Hitparade beim Rundfunk gab (was sich hier plazierte waren olle Kamellen und Schlager), versuchten wir durch hartnäckige Minimalmanipulationen die Teleskopantenne unseres Radio-Cassettenrecorder-Kombigerätes von Neckermann in eine Position zu bringen, in der sie WDR 2 gerade so auf UKW rauschfrei empfing – an guten Tagen, an gewittrigen ging gar nichts. Mal Sondock hieß der radebrechend deutsch sprechende DJ, der die WDR-Hitparade live auflegte und der dazu auch die neuesten Chartstürmer oder Neuerscheinungen aus England und USA jeden Mittwoch vorstellte. Ein Kult-Highlight jeder Woche. Was für andere die Sportschau am Samstag war für uns Noch nicht mal-Milchbärte die WDR-Hitparade (man höre auf der Mal Sondock-Fanpage einmal den Hitparaden-Jingle und die unnachahmlichen Moderationen!).

Written by kapuzimann

September 8, 2009 at 6:46 pm